Der Hector Wissenschaftspreis geht an Patrick Cramer

Die Hector Stiftung ehrt den Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie damit für seine herausragenden Forschungen auf dem Gebiet der Gentranskription. Der Preis ist mit 150.000 Euro dotiert und wurde am 29. Januar im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung verliehen.

© Irene Böttcher-Gajewski / Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie

„Patrick Cramers Forschungsarbeiten leisten einen prägenden Beitrag für die Lebenswissenschaften und für die interdisziplinäre Zusammenarbeit“, betonte Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik Dr. von Haunersches Kinderspital München, in seiner Laudatio. 

Im Fokus von Cramers Forschung steht ein zentrales Rätsel der Biologie: die Steuerung der Genaktivität. Mithilfe dieses Kopiervorgangs – der Gentranskription – erstellen lebende Zellen Abschriften ihrer Gene, die dann als Bauanleitung für die Produktion von Proteinen dienen. Der Max-Direktor untersucht die molekularen Maschinen, RNA-Polymerasen genannt, die diesen Kopiervorgang steuern.

Viele dieser Strukturen hat er mit seinem Team erstmals im atomaren Detail sichtbar gemacht. Dem Molekularbiologen gelang es damit, den ersten Schritt in der Aktivierung von Genen zu entschlüsseln. Auch konnte seine Gruppe grundlegende Prinzipien der Genregulation in Zellenaufklären. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, Infektionen und Krankheiten wie Krebs besser zu verstehen, und liefern wichtige Beiträge für die Pandemieforschung.

Kurz nach Ausbruch der Pandemie in Europa filmte Cramer mit seinen Mitarbeitern, wie das Coronavirus mithilfe seiner RNA-Polymerase sein Erbgut verdoppelt. Auch gelang es Cramers Team, sichtbar zu machen, wie das Medikament Remdesivir in diesen Kopierprozess eingreift. Die Göttinger Wissenschaftler fanden heraus, dass Remdesivir zwar das Kopieren des viralen Erbguts stört, diesen Vorgang aber nicht vollständig blockiert. „Das erklärt zumindest zum Teil, warum das Medikament gegen Covid-19 nicht so wirksam ist, wie man erwartet hatte“, sagt der Max-Planck-Direktor und fügt hinzu: „Eines unserer nächsten Ziele wird sein, Moleküle zu entwickeln, die die Corona-Polymerase besser hemmen können.“

Über Patrick Cramer
Patrick Cramer studierte Chemie in Stuttgart, Heidelberg, Bristol und Cambridge. Nach seiner Doktorarbeit am European Molecular Biology Laboratory in Grenoble forschte er von 1999 bis 2001 beim späteren Nobelpreisträger Roger Kornberg an der Stanford University in den USA. Anschließend wechselte er als Professor für Biochemie an die Ludwig-Maximilians-Universität München und leitete dort von 2004 bis 2013 auch das Genzentrum. Seit 2014 ist Cramer Direktor am MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen und Leiter der Abteilung Molekularbiologie. Für seine Forschung wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt er den Ernst-Jung-Preis für Medizin, den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, die Otto-Warburg-Medaille, den Louis-Jeantet-Preis sowie das Bundesverdienstkreuz. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der US-amerikanischen National Academy of Sciences.

Über den Hector Wissenschaftspreis
Die Hector Stiftung zeichnet mit dem Preis seit 2009 jährlich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die herausragende Forschungsleistungen erbracht haben und sich in der Lehre und in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses besonders engagieren.

 

Kontakt
Prof. Dr. Patrick Cramer
Abteilung Molekularbiologie
+49 551 201-2800
patrick.cramer@...

Dr. Carmen Rotte
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
+49 551 201-1304
carmen.rotte@...