SARS-CoV-2 mit Natürlichen Killerzellen bekämpfen

Forschungsprojekt am Deutschen Primatenzentrum und der Universität Düsseldorf gestartet

Eine Infektion mit Zytomegalie-Viren (CMV) bewirkt bei einem Drittel der befallenen Menschen, dass der Körper langlebige, adaptive Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) bildet. Wie diese Zellen eine Infektion mit SARS-CoV-2 bekämpfen, wird in einem Gemeinschaftsprojekt von Deutschem Primatenzentrum und Universität Düsseldorf untersucht. Abbildung: Lutz Walter

Lippenherpes, Windpocken, Gürtelrose – Dies sind nur drei besonders bekannte Beispiele für Krankheiten, die durch Herpesviren ausgelöst werden. Die Infektion mit Herpesviren verläuft meistens chronisch, das heißt man wird diese Viren nicht los und trägt sie ein Leben lang in sich. Ein in der Öffentlichkeit weniger bekanntes Mitglied der Herpesvirusfamilie ist das Zytomegalievirus (CMV), welches bei Menschen mit funktionstüchtigem Immunsystem in der Regel unauffällig ist. Die CMV-Infektion ist weltweit stark verbreitet, je nach Region sind zwischen 30 und 100 Prozent der Bevölkerung befallen. Bei einem Drittel der infizierten Personen hinterlassen die CMV-Viren einen „Fingerabdruck" im Immunsystem. Dieser Einfluss zeigt sich insbesondere bei den Natürlichen Killer (NK)-Zellen, die Lymphozyten sind und dem angeborenen Immunsystem angehören. Die NK-Zellen können virus-infizierte Zellen erkennen und gezielt abtöten und somit einer bestehenden Infektion entgegenwirken. Der durch die CMV-Viren ausgelöste Fingerabdruck im Immunsystem bewirkt, dass sogenannte adaptive, also angepasste NK-Zellen gebildet werden, die langlebig sind und schneller auf ein Wiederaufflammen der im Körper schlummernden CMV-Viren reagieren können. Diese adaptiven Eigenschaften findet man sonst eher bei den antikörperproduzierenden B-Lymphozyten und bei den T-Lymphozyten, wo sie als immunologisches Gedächtnis bezeichnet werden.

Lutz Walter, Leiter der Abteilung Primatengenetik am Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung, und Markus Uhrberg vom Institut für Transplantationsdiagnostik und Zelltherapeutika der Universität Düsseldorf, wollen die adaptiven NK-Zellen näher untersuchen. Die beiden Forscher möchten herausfinden, ob die durch die CMV-Infektion hervorgerufenen adaptiven NK-Zellen eine positive oder negative Rolle im Krankheitsverlauf bei COVID-19 haben. Dazu werden adaptive NK-Zellen aus Blutproben von SARS-CoV-2 Patienten mit mildem beziehungsweise mit schwerem Krankheitsverlauf gewonnen und funktionell untersucht. Parallel dazu werden adaptive NK-Zellen aus Blutproben von Rhesusaffen analysiert. Diese Blutproben stammen von SARS-CoV-2 Infektionsversuchen mit Rhesusaffen im Rahmen anderer Forschungsvorhaben am DPZ. „Wir hoffen, dass wir mit unseren Ergebnissen nicht nur mehr über adaptive NK-Zellen lernen, sondern auch eine Methode erhalten, mit der man relativ leicht eine Prognose für den Krankheitsverlauf bei COVID-19 in CMV-positiven Patienten erstellen kann“, sagt Lutz Walter. Dieses Tandem-Projekt wird im Rahmen der DFG-Fokusförderung COVID-19 „Immunität, Wirtssuszeptibilität und Pathomechanismen der Infektion mit SARS-CoV-2" gefördert.


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