Göttinger Professoren beteiligen sich an Gutachten zu nachhaltigerer Ernährung

Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz übergibt Empfehlungen an die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft

Bundesministerin Julia Klöckner mit Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) in Bonn. Foto: BMEL/Mewes

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE), ein interdisziplinär besetztes Gremium, welches das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bei der Entwicklung seiner Politik ehrenamtlich berät, übergibt heute sein neues Gutachten „Eine integrierte Ernährungspolitik entwickeln und faire Ernährungsumgebungen gestalten“ an die Bundesministerin Julia Klöckner in Bonn. Darin formuliert der WBAE neun zentrale Empfehlungen für die Transformation des Ernährungssystems, welche sich an den vier zentralen Zieldimensionen einer nachhaltigeren Ernährung orientiert, den sogenannten „Big Four“: Gesundheit, Soziales, Umwelt und Tierwohl.

Empfohlen werden unter anderem die schrittweise Einführung einer qualitativ hochwertigen und beitragsfreien Kita- und Schulverpflegung, die Abschaffung der Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes für tierische Produkte, die Einführung einer neuen Verbrauchssteuer auf zuckerhaltige Getränke sowie die Einführung eines verpflichtenden Klimalabels für alle Lebensmittel. Das Gutachten zeigt, dass in der öffentlichen Diskussion zu häufig symbolpolitisch gestritten wird, beispielweise über Plastiktüten, statt über zentrale umweltpolitische Stellschrauben wie die Notwendigkeit eines deutlich reduzierten Konsums tierischer Produkte. Deutschland ist im internationalen Vergleich bei der Ernährungspolitik Nachzügler. Die Verantwortung wird zu stark auf die einzelnen Konsumenten verlagert; die Politik müsse stärker eingreifen und unterstützen, um nachhaltiges Verhalten zu fördern, so der WBAE.

An der Erarbeitung waren mit Prof. Dr. Achim Spiller und Prof. Dr. Matin Qaim des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung sowie Prof. Dr. José Martínez des Instituts für Landwirtschaftsrecht drei Professoren der Universität maßgeblich beteiligt. „In dem komplexen, durch starke Lobbyeinflüsse geprägten Politikfeld der Ernährung ist eine zurückhaltende Ernährungspolitik das falsche Signal“, äußert sich Spiller, der die Ko-Leitung des Gutachtens innehatte.

Die zentralen Themenfelder des Gutachtens spiegeln sich auch in der Forschung der Universität Göttingen wider. Unter anderem beschäftigt sich Prof. Spiller im interdisziplinären Verbundprojekt „Pflanzlich-orientierte Ernährungsstile als Schlüssel zur Nachhaltigkeit" (NES) mit den Möglichkeiten, den Fleischkonsum zu reduzieren. Prof. Qaim forscht intensiv zur Bekämpfung der globalen Fehlernährung und zu Fragen nachhaltiger Landwirtschaft. Prof. Martínez untersucht vertieft den rechtlichen Rahmen eines nachhaltigeren Lebensmittelsystems (mit Schwerpunkt im Umwelt- und Tierschutz sowie Wettbewerbsrecht).

 

Kontakt:
Prof. Dr. Achim Spiller
Georg-August-Universität Göttingen
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Abteilung Marketing für Agrarprodukte und Lebensmittel
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Tel: +49 (0)151-42482716
Email: a.spiller(at)agr.uni-goettingen.de
www.uni-goettingen.de/en/11280.html