Riesenplanet bei Zwergstern stellt Verständnis der Planetenbildung auf den Kopf

Internationales Forscherteam mit Göttinger Beteiligung entdeckt Exoplaneten

Vergleich von GJ 3512 mit dem Sonnensystem und anderen nahegelegenen Rot-Zwerg-Planetensystemen. Foto: Guillem Anglada-Escude - IEEC, using SpaceEngine.org.

in internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Göttingen hat zum ersten Mal einen großen Exoplaneten in der Nähe eines kleinen Sterns entdeckt. Der Planet wurde in der Umlaufbahn des nahegelegenen Sterns GJ 3512 gefunden. Diese Entdeckung stellt das bisherige Verständnis für die Entstehung von Planeten in Frage. Massearme Sterne sollten nach bisheriger Überzeugung weniger Material für die Bildung von Planeten verfügbar haben. Der neue Exoplanet befindet sich auf einer exzentrischen Umlaufbahn. Das deutet auf die Anwesenheit eines weiteren massiven Planeten hin, der in einer chaotischen Interaktion aus dem System geworfen worden sein könnte. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Astrophysik der Universität Göttingen waren für die Kalibration der Daten verantwortlich, was grundlegend für die Untersuchung der Planetenbewegungen. Zudem analysieren sie die enorme Menge an komplexen Daten, die täglich von der Sternwarte gesendet werden. Jeden Tag kommen neue Informationen im Institut an und werden in Zahlen umgewandelt, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CARMENES-Konsortiums dann als stellare Bewegung interpretieren können.

Um die Planeten zu entdecken, verwendeten die Astronomen die Doppler-Technik, mit der die Hin- und Herbewegung eines Sterns aufgezeichnet wird, wenn er von einem oder mehreren Planeten umkreist wird. Das Signal des Sterns war in diesem Fall so schwach, dass er fast nicht wahrgenommen wurde.  Nachdem die Daten jedoch analysiert wurden, war klar, dass ihr Verhalten auf etwas sehr Interessantes hindeutet. Die Geschwindigkeit des Sterns änderte sich sehr schnell und konstant. Dies weist auf die Anwesenheit von mindestens einem massiven Begleiter hin, was für einen so leichten Stern unüblich ist. Darüber hinaus deutet die unregelmäßige Umlaufbahn des neu entdeckten Planeten auf die Möglichkeit einer früheren Kollision mit einem anderen Planeten hin, einem der jetzt vielleicht ohne seinen Stern in der Galaxie unterwegs ist.

„Wie ihr Name schon sagt, strahlen Rote Zwerge wie GJ 3512 den größten Teil ihres Lichts in den roten und nahen Infrarot-Teilen des Spektrums aus. CARMENES wurde entwickelt, um die Lichtwellenlängen, bei denen diese Sterne am hellsten sind, optimal zu nutzen", erklärt Prof. Dr. Ansgar Reiners vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. „Obwohl es seit einiger Zeit optisch hochauflösende und stabilisierte Spektrografen gibt, zum Beispiel HARPS, stellen Nahinfrarot-Spektrografen eine neue Technologie dar."

Prof. Dr. Stefan Dreizler, ebenfalls vom Institut für Astrophysik, fügt hinzu: „Obwohl wir etwa 4.000 Planeten außerhalb des Sonnensystems kennen, gibt es immer noch Entdeckungen, die neue Überraschungen bringen. Der Planet um GJ 3512 ist eine davon."

Die wissenschaftliche Auswertung der CARMENES Daten ist Ziel der DFG-Forschergruppe „Blaue Planeten um Rote Sterne", die an der Universität Göttingen angesiedelt ist.

Originalveröffentlichung: J C Morales et al. “A giant exoplanet orbiting a very-low-mass star challenges planet formation models”.  Science 2019. Doi: https://doi.org/10.1126/science.aax3198

 

Kontakt:
Prof. Dr. Ansgar Reiners
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Astrophysik
Friedrich-Hund-Platz 1, 37077 Göttingen, Germany
Telefon: 0551 39-28530
Email: Ansgar.Reiners@phys.uni-goettingen.de
www.uni-goettingen.de/en/574854.html

Prof. Dr. Stefan Dreizler
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Astrophysik
Telefon: 0551 3925041
Email: dreizler@astro.physik.uni-goettingen.de
www.uni-goettingen.de/en/215674.html