Claudia Schmidt gewinnt internationalen Vortragswettbewerb

Im Wissenschaftswettbewerb Three-Minute-Thesis Competition (3MT) der Coimbra-Gruppe, einem Netzwerk führender europäischer Hochschulen, hat sich die Doktorandin Claudia Schmidt vom Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie als Siegerin durchgesetzt. Mit ihrem Kurzvortrag „Das Recycling-System unserer Zellen“ gewann sie Anfang Juni im großen Finale auf der Coimbra-Tagung im polnischen Krakau.

Claudia Schmidt im Labor. © Irene Böttcher-Gajewski / Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie

„Drei Minuten und ein fachfremdes Publikum – das sind auf jeden Fall ganz andere Anforderungen als im Forscheralltag“, berichtet Claudia Schmidt. Die Biochemikerin erforscht in ihrer Doktorarbeit bei Alexander Stein in der Forschungsgruppe Membranproteinbiochemie, wie in der Zelle ausgediente Moleküle entsorgt werden. In ihrem anschaulichen Vortrag verglich sie die Aufräum- und Entsorgungsaufgaben mit dem wöchentlichen Hausputz. „Sammeln sich nicht mehr benötigte oder fehlerhafte Moleküle in der Zelle an, verursacht dies für die Zelle enormen Stress und kann fatale Folgen haben“, erzählt die junge Forscherin. „So bringt man beispielsweise einige Krankheiten, darunter auch Krebs, Parkinson oder Alzheimer, mit einer gestörten Müllabfuhr in der Zelle in Verbindung.“ Während ihrer Promotion hat sie ein wichtiges zelluläres Müllentsorgungssystem im Reagenzglas nachgebaut. Ausgediente Moleküle werden dabei durch ein spezielles Markierungssystem in der Zelle (das sogenannte Ubiquitinsystem) als Müll gekennzeichnet. Wie die Wissenschaftlerin herausfand, hilft dieses Markierungssystem darüber hinaus, den zellulären Abfall zum Müllschredder der Zelle, dem sogenannten Proteasom, zu dirigieren. Dort werden die Moleküle in ihre Bausteine zerlegt und recycelt.

„Ich freue mich wirklich riesig für Claudia“, sagt Stein. „Wir alle wissen ja, wie schwierig es ist, zum Beispiel im Gespräch mit Verwandten, die Arbeit allgemein verständlich zu machen. Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, weil ich sie als extrem detailversessene Doktorandin schätze. Es ist wirklich nicht so einfach, die Details hinter sich zu lassen, in die man so viel Herzblut steckt, und das Wesentliche zu transportieren.“

Zu dem Erfolg gratulierte auch die Universität Göttingen der Promotionsstudentin, die in der Graduiertenschule International Max Planck Research School (IMPRS) for Molecular Biology (einer Kooperation der Universität und der Universitätsmedizin Göttingen, dem Deutschen Primatenzentrum sowie den Max-Planck-Instituten für Experimentelle Medizin und für biophysikalische Chemie) eingeschrieben ist: „Wir sind sehr stolz und freuen uns, dass Claudia Schmidt mit diesem Vortrag der erste Platz gelang und sie damit eine Anerkennung für ihre Doktorarbeit und die Präsentation erhält“, so Hiltraud Casper-Hehne, Vizepräsidentin für Internationales der Universität Göttingen.  

Claudia Schmidt absolvierte ihr Bachelor-Studium in Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wechselte für den Masterstudiengang im selben Fach nach Göttingen, wo sie in der Graduiertenschule IMPRS for Molecular Biology aufgenommen ist. Seit ihrem Masterabschluss 2016 arbeitet sie als Doktorandin in der Forschungsgruppe Membranproteinbiochemie von Alexander Stein am MPI für biophysikalische Chemie.

Über den Coimbra-Wettbewerb
Die Coimbra-Gruppe ist ein Netzwerk führender europäischer Hochschulen und veranstaltet bereits den dritten Wettkampf dieser Art. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen forschungsrelevante Themen innerhalb von drei Minuten so aufbereiten, dass alle dem Vortrag ohne Vorwissen folgen können. 19 der insgesamt 39 Mitgliedsuniversitäten der Coimbra-Gruppe hatten Promovierende für den Wettkampf nominiert. Nach einem Auswahlverfahren, bei dem alle teilnehmenden Universitäten abstimmen durften, werden schließlich drei Kandidaten für das Finale ausgewählt und nach Krakau (Polen) eingeladen.