Wissenschaftliche Vielfalt schützen

Internationale Forscherinnen und Forscher fordern Schutz von Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung in der Wissenschaft

Carolina Ocampo-Ariza Foto: Justine Vansynghel

Im Zuge der COVID-19-Pandemie stehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor großen Herausforderungen, weil sie Forschung und Lehre neu ausrichten, unterbrechen oder gar ausfallen lassen müssen. Die Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution hat nun einen internationalen Aufruf mit Beteiligung der Universität Göttingen veröffentlicht, der die prekäre Situation vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufzeigt und aktive Maßnahmen zum Schutz wissenschaftlicher Vielfalt fordert.

In der aktuellen Situation sind besonders Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betroffen, die auf befristete Einkommen oder Genehmigungen angewiesen sind, Verantwortung für Verwaltung oder Familienpflege tragen oder benachteiligten Gesellschaftsgruppen angehören, insbesondere Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler, Frauen und Minderheiten. Laut aktueller EU-Berichte verdienen Frauen etwa in der Forschung immer noch 17 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen beim Ausüben derselben Funktionen, während Einkommenszahlen zu Minderheiten noch weitgehend fehlen.

"Die Krise gefährdet aber nicht nur viele wissenschaftliche Stellen und internationale Kooperationen, sondern auch die Vielfalt, die Forschung nachweislich produktiver, innovativer und effizienter macht", so Carolina Ocampo-Ariza, Doktorandin in der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung fördern innovative Perspektiven, die ebenso international sind wie die Umweltprobleme und Herausforderungen der heutigen Zeit. "Es erfordert mutiges Handeln der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft, um Lösungen für Bedrohungen wie den globalen Klimawandel und das Artensterben zu entwickeln", betont Dr. Bea Maas, Erstautorin und Gastwissenschaftlerin in der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen.

Zusammengefasst lauten die Empfehlungen des internationalen Autorenteams: "Wir appellieren an die internationale wissenschaftliche Führung in den Arbeitsplätzen, Institutionen und Ämtern die jahrzehntelangen Bemühungen zum Aufbau einer integrativen wissenschaftlichen Gemeinschaft durch verbesserte Gleichstellungsmaßnahmen, gezielte Förderungen und erhöhte Staatshilfen zu schützen". Die Autorinnen und Autoren betonen, dass diese geförderte Vielfalt der Schlüssel zum Verständnis und Schutz intakter und widerstandsfähiger Ökosysteme ist, auf denen menschliche Gesundheit und Wohlergehen aufbauen.

Originalveröffentlichung: Maas et al. (2020) “Academic Leaders must support inclusive scientific communities during COVID-19”. Nature Ecology and Evolution. DOI: 10.1038/s41559-020-1233-3

 

Kontakt:
Carolina Ocampo-Ariza
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Agrarökologie
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
Telefon: 0174 4049841
Email: carolinamaria.ocamporiza(at)uni-goettingen.de